Donnerstag, 28. Februar 2013

Huachipato – Fluminense, 1:2



Mittwoch ist Libertadores-Tag. Gestern gewann schon Atlético – MG gegen Arsenal de Sarandí mit 5:2. Heute spielte Fluminense in Huachipato Talcahuano in Chile und Corinthians gegen Millionários aus Kolumbien.
Letzteres Spiel stand im Zentrum der Aufmerksamkeit der brasilianischen Presse, denn beim Auswärtsspiel von Corinthians letzte Woche in Oruro in Bolivien kam es zu einem Zwischenfall. Die Corinthians-Fans zündeten Leuchtraketen. Eine davon flog in den gegnerischen Fanblock und verletzte einen jungen Bolivianer so schwer, dass er später verstarb. Das war natürlich wieder Wasser in den Mühlen der Fangewaltdiskussion. Besonders der größte Fanclub von Corinthians, Gaviões da Fiel, wurde als ein Sammelbecken von Kriminellen dargestellt.


Wie immer wurden Rufe nach der Bestrafung der Täter laut. Die brasilianische Öffentlichkeit sah besonders den südamerikanischen Fußballverband in der Verantwortung. Als dieser nicht schnell genug reagierte, entschied kurzerhand ein brasilianisches Gericht, dass Corinthians seine nächsten Libertadores-Heimspiele vor Geisterkulisse austragen muss.
Das verursacht aus meiner Sicht zwei Probleme. 1. Somit mischt sich eine nationale Justiz in Belange des Fußballs, was die FIFA normalerweise ahndet. 2. Waren die Eintrittskarten schon verkauft und so erreichten vier Fans eine einstweilige Verfügung und konnten das Spiel doch sehen. Es droht eine Prozesswelle.


Ganz klar: die Tat des Corinthiansfans, der die Leuchtrakete geschmissen hat muss verurteilt werden, keine Frage. Aber wir sehen wieder einen typischen Fall von Fußballübertreibungen. Ähnliche Vorkommnisse, so verurteilenswert sie sind, kommen wahrscheinlich täglich dutzendfach in ganz verschiedenen Kontexten vor, aber dort werden sie ignoriert. Im Fußball stehen sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und erzeugen eine Hysterie, die zu unüberlegten Reaktionen führen. Die Reaktion der brasilianischen Justiz ist einfach völlig übertrieben und kontraproduktiv. Ganz abgesehen davon, dass die nun folgenden Gruppenverurteilungen einfach nerv tötend sind.


Die Mannschaft von Corinthians ließ sich aber von diesen Umständen nicht beeindrucken und gewann sein Spiel gegen Millionarios mit 2:0. Parallel dazu spielte der brasilianische Meister Fluminense gegen den vorletzten der chilenischen Liga Huachipato. Eigentlich eine klare Sache. Aber Fluminense konnte keine einzige seiner fünf Chancen in der ersten Halbzeit nutzen und Huachipato nutzte seine einzige torgefährliche Szene. Aber in der zweiten Halbzeit konnte Fluminense das Spiel verdientermaßen noch zu seinen Gunsten drehen.


Das Stadion im südchilenischen Talcahuana fasst bescheidene 10.500 Zuschauer. Es wollten aber nur etwa 3.000 das Spiel sehen. Das gab dem Spiel eher ein Flair von Provinzkick und nicht von internationalem Spitzenfußball. Man konnte alle Anweisungen der Trainer verstehen. Das hat natürlich auch seinen Scharm. Fluminense konnte auf jeden Fall die Spitzenposition in seiner Gruppe übernehmen und ist somit wieder auf Erfolgskurs. 


Dienstag, 26. Februar 2013

Ballesterer: Brasilien



Die aktuelle Ausgabe des besten österreichischen Fußballmagazins der Welt „Ballesterer“ beschäftigt sich mit dem Schwerpunktthema „Brasilien“. Auch ich hatte die Ehre an dem Werk, mit einem Text über ein Fußballturnier der Indianer,  mitarbeiten zu dürfen. Der Kauf des Heftes sei also wärmstens empfohlen. Noch bis Anfang März ist die Ausgabe im Zeitschriftenhandel erhältlich. www.ballesterer.at


Ballesterer-Gründer Reinhard Krennhuber war in Rio de Janeiro und Salvador unterwegs und liefert ein Stimmungsbild aus dem Land des fünffachen Weltmeisters. Rekordweltmeister Brasilien bereitet sich auf die Heimweltmeisterschaft im Sommer 2014 vor. Stadien werden errichtet, das Verkehrsnetz und die Infrastruktur ausgebaut und auch das Nationalteam gleicht einer großen Baustelle und droht am Erwartungsdruck der Öffentlichkeit zu scheitern.
Ich nehme seine Einschätzungen als Vorlage auf und antworte auf einiger seiner Eindrücke. Reinhard beschreibt recht schön die Gefühlslage von Mitgliedern der sozialen Bewegungen. Dabei wird oft von diktatorischem Regierungsstil geredet, bei dem das Volk kein Mitspracherecht hätte. Sicherlich hat man oft das Gefühl, dass der Zwang der Deadline dazu führt, dass oft schnell, unüberlegt und nicht gerade demokratisch entschieden wird. Auf der anderen Seite haben gerade die Indianer im Indio-Museum (neben dem Maracanã) einen kleinen Sieg errungen, denn das Indio-Museum wird jetzt unter Denkmalschutz gestellt und nicht abgerissen.
Auch konnte Marcelo Freixo etwa 1.000.000 Stimmen bei der letzten Bürgermeisterwahl in Rio gewinnen. Sein Wahlprogramm war es die Unzufriedenen der Sportgroßereignisse für sich zu gewinnen. Seine fast 30% der Stimmen waren, aus meiner Sicht, ein deutliches Zeichen für die Regierung. Ich halte das Gerede vom diktatorischen Regierungsstil für ziemlich überzogen. Brasilien ist eine gut funktionierende Demokratie. Die Sportgroßereignisse sind oft eine Last für die Bevölkerung, aber pauschalisierende Meinungen, wie „Alles ist super“ oder „Alles ist Scheiße“ beschreiben natürlich nicht ausreichend die Realität.



Das bezieht sich auch auf die Aussage eines Aktivisten zu den „Gratisstudien“ für Reiche. Das ist nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig, denn seit ein paar Jahren gibt es ein Quotensystem für sozial Benachteiligte. Ich würde diese Aussage des Aktivisten auch hinterfragen: Was genau hat das Studiensystem mit einer WM zu tun? Worauf stützt sich die Erwartung, dass Unis wegen einer WM verbessert werden? Das erscheint mir nicht logisch. Ganz abgesehen davon, dass ich als Lehrbeauftragter sagen, kann, dass es Defizite gibt, aber es wurde in den letzten Jahren extrem in die Unis investiert.


Schließlich das ewige Thema der Fangewalt: Nicht nur in Brasilien, sondern auch in vielen europäischen Ländern wird dieses Thema völlig überzogen. In Brasilien gibt es eine höhere Kriminalitätsrate, als zum Beispiel in Deutschland, das gilt für innerhalb und außerhalb der Stadien. Ich würde sogar sagen, dass heutzutage Stadien ein sehr sicherer, da sehr bewachter Ort sind. Aber jede Kleinigkeit, die im Stadion passiert wird von einer Hundertschaft von Journalisten beobachtet, die über irgendwas berichten müssen.
Kurios ist, dass man in den verschiedenen Bundesstaaten Brasiliens auf diese Frage verschieden reagiert. Die schärfsten Regeln dürften heutzutage in São Paulo gelten, wo Fanklubs tatsächlich oft nicht mehr mit ihren Fahnen ins Stadion kommen (Wie im Bericht beschrieben). São Paulo gibt es auch eine, von der Polizei ausgestellte, ID-Karte für Fanklubmitglieder. Viele Fans wollten sich natürlich nicht in dieser „Big Brother“ Art registrieren lassen. Als man alle anderen Zuschauer auch registrieren wollte, gab es einen Aufschrei. Die Mittel- und Oberschicht wollte das natürlich nicht mit sich machen lassen.


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Montag, 25. Februar 2013

Audax – Quissamã, 0:0



Zum letzten Spieltag der ersten Phase der Riomeisterschaft hatte ich mich mit Leda und Carol beim Spiel Audax – Quissamã verabredet. Da alle Spiele zeitgleich sein mussten, wurde die Begegnung ins Stadion von Olaria verlegt. Ich beschloss diesmal mit dem Bus und nicht mit dem Zug zu fahren, was aber keine wirklich gute Idee war. Erstens hält der Bus an jedem Gartenzaun und braucht deshalb ziemlich lang, Zweitens fährt er mitten durch die Favela Complexo do Alemão und Drittens befindet sich seine Endhaltestelle so weit vom Stadion entfernt, dass man noch in eine andere Linie umsteigen muss.
Trotzdem musste ich noch ein gutes Stück zu Fuß zurücklegen. Nachdem ich diese Etappe geschafft hatte, gönnte ich mir erst einmal schwitzend eine Guaraná-Limonade in der Stadion-Snackbar. Da ich aber schon spät dran war, wollte ich mit der Dose in der Hand auf die Tribüne gehen, um den Anpfiff nicht zu verpassen. Aber nichts da! Das freundliche Sicherheitspersonal hielt mich zurück, denn meine Dose könnte ja zur Waffe werden.
An diese Vorschriften hat man sich inzwischen bei großen Spielen gewöhnt, aber hier bei den Provinzvereinen und wenigen hundert Zuschauern erscheint das doch übertrieben. Inklusive habe ich den Eindruck, dass der Verein Olaria da nicht so pingelig wäre. Aber gestern hatte Audax Heimrecht und die haben ihre eigen Normen und eigenes Sicherheitspersonal.
Dazu muss man wissen, dass Audax - aus der Stadt São João de Meriti in der Peripherie Rio de Janeiros - Teil der brasilianischen Supermarktkette Pão de Açucar – Sendas – Extra ist. Es handelt sich also nicht um einen gemeinnützigen Verein, sondern um ein Wirtschaftsunternehmen. Der Klub existiert, um junge Talente auszubilden und meistbietend zu verkaufen. Gleichzeitig möchte man den Synergieeffekt nutzen und für die Supermärkte werben. Deshalb ist man um ein möglichst perfektes und cleanes Auftreten bemüht. Das heißt, dass in Sicherheitspersonal investiert wird. Aber man pflegt auch eine Corporate Identity mit
Maskotchen (Ich hatte auch den Eindruck, dass Nilton, der Hund, für seine Fantätigkeiten bezahlt wird.):

 
Rockiger Vereinshymne:


Und Werbegeschenken (In der Halbzeitpause wurde Trikots und Schlüsselanhänger verteilt:


Audax existiert zweimal in Brasilien, denn der Konzern besitzt auch eine Filiale in São Paulo. Dem Verein mangelt es in keinster Weise an Geld. Aber insgesamt wirkt der Klub und das ganze Ambiente doch schon sehr steril. In der Halbzeitpause informierten sich die Zuschauer in der Snackbar über die Halbzeitstände der anderen Begegnungen, immerhin ging es gestern um den Einzug ins Halbfinale.


Ich machte mich in der zweiten Halbzeit in die Gegengerade auf, wo sich etwa 50 Fans von Quissamã verliefen. Die Stadt Quissamã liegt im Norden des Bundesstaates Rio de Janeiro am Meer. Der Verein wird von der Stadtverwaltung gesponsort, die auch einen Bus für die Fans gezahlt hat. So traf ich eine kleine Percussionsgruppe, die trotz drückender Hitze unermüdlich die Sambatrommeln bearbeiten. Daneben gab Amanda – ihr Cheerleader – Alles für den Verein. Darum herum gesellte sich ein Trupp älterer Herrschaften, die schon mächtig vorgeglüht hatten.


Sie sahen im Übrigen ein sehr unterhaltsames Spiel, dass auch 3:3 oder 4:4 hätte ausgehen können. Der Zufall vernagelte aber leider die Tore. Beide Teams gaben Alles und kamen so zu exzellenten Torchancen. Doch immer war noch ein Pfosten oder ein Körperteil der Torwarte dazwischen. In der Zweiten Halbzeit begannen die Spieler dann mehrfach mit dem Schiedsrichtergespann zu streiten, was überraschender Weise zu keiner Karte führte.


Unser geliebtes Original do Brás ist leider an Sonntagen geschlossen, deshalb beschlossen wir in die Südzone zurückzufahren und im Pavão Azul in Copacabana zu essen. Pavão Azul ist einer der traditionellsten und bekanntesten Botequins Rio de Janeiros und ist trotzdem günstig. Er bietet nur eine kleine Auswahl klassischer Gerichte an und kann sich so ohne Experimente auf die Qualität konzentrieren. Wir bestellten exzellente Pataniscas aus Kabeljau (so ähnlich wie Kabeljaubällchen, nur ohne Kartoffeln in der Teigmasse), ein Garnelenrisotto (ein Klassiker der Carioca-Küche) und Milchpudding zum Nachtisch. Hervorragend!


Ach ja: die erste Phase wird jetzt in Play-offs entschieden. Wie erwartet haben sich die vier großen qualifiziert. Am nächsten Samstag wird Vasco auf Fluminense und am Sonntag Flamengo auf Botafogo treffen. 

Freitag, 22. Februar 2013

Fluminense – Grêmio, 0:3




„Desaster! Desaster!“ schrie der Mann hinter mir auf der Tribüne. Ja, der brasilianische Meister Fluminense hat diese Woche ein Desaster erlebt. Die 0:3 Heimniederlage im Libertadores-Pokal gegen Grêmio war sicherlich eine große Überraschung. Das Mittwochabend-Spiel bedeutete Fluminenses Heimauftakt im Kontinentalwettbewerb. Nach dem Auswärtssieg in der Vorwoche waren die Tricolores guter Dinge, dass man mit einem Sieg schon so etwas wie eine Vorentscheidung hätte erzwingen können. Trotz der Anstosszeit 22.00h an einem Werktag, fanden 22.000 Fans den Weg ins Engenhão, die sich gut gersanglich einstimmten und zum Einlaufen der Mannschaften das traditionelle „Reispulver“ in die Höhe schmissen.


Das Spiel wurde sehr taktisch und abwartend geführt. Fluminense übernahm, wie erwartet, die Initiative und wurde aber von einem sehr cleveren und abwarteten Gegner überrascht. Grêmio stand sicher in der Abwehr und kam in schnellen Kontern zu den besseren Torchancen. In der 32. Minute war es dann soweit. Der argentinische Stürmer Barcos, gerade erst von Palmeiras verpflichtet, köpfte nach einer Ecke zum 0:1 ein.
Von da an gab es kein Durchkommen mehr für die Angreifer von Fluminense. Immer wieder bissen sie sich in der Betonabwehr Grêmios fest. In den Minuten 54 und 69 konnte der Gast dann noch durch André Santos und Vargas auf 0:3 erhöhen. Trainer Luxemburgo führte wahre Freudentänze an der Seitenlinie auf, währen der ausgewechselte Rafael Sóbis wie ein Häufchen Elend an der Bande sitzen blieb.


Somit gelang es Grêmio seine Scharte der Niederlage im ersten Spiel wett zu machen und in der Gruppe 8 des Libertadores-Pokal stehen jetzt alle vier Teams mit ausgeglichenen drei Punkten dar. Noch ist nichts entschieden. Aber die Tricolores gingen sicherlich mit viel Kopfschmerzen nach Hause. Im Gegensatz dazu feierten die Grêmistas ihren Sieg. Mehrere Busse hatten sich auf die etwa 24 Stündige Reise aus Porto Alegre gemacht, um ihr Team anzufeuern. Die Rückfahrt wird im Flug vergehen.
Es folgt eine sehr kompetente Analyse meines Kollegen Tim Vickery von BBC (leider ist der Ton am Anfang nicht so gut, wegen der Stadionansagen):


Sonntag, 17. Februar 2013

Boavista – Olaria, 1:0



Gestern hatte ich meinen Tag am Meer. Gemeinsam mit meiner Fußballtruppe machte ich mich auf den Weg in die Stadt Saquarema und ihre Strände. Auf dem Spielplan stand das Spiel des dort beheimateten Vereins Boavista gegen das Schlusslicht Olaria.
Nach etwa eineinhalb Stunden auf der ganz guten Autobahn durch das Hinterland von Rio de Janeiro erreichten wir kurz vor der Ausfahrt nach Saquarema noch die Mautstation, die uns unglaubliche R$15 abverlangte. Gleich danach ging es rechts ab auf einen Schleichweg voller Löcher, der Fragen über die Zulässigkeit der Maut aufkeimen ließ. Weitere 30 Minuten später erreichten wir die ersten Häuser von Saquarema. Direkt gegenüber des Bacaxá FC gesellte sich unsere lokale „Reiseleiterin“ Thaís zu uns.


„Bacaxá gegeg Barreira war früher unser Stadtderby. Aber Bacaxá ist heute völlig dekadent. Barreira hat sich irgendwann in Boavista umbenannt.“, klärte uns Thaís auf. „Aber gehen wir erst ein Mal was Essen. Wie wäre es mit Fisch?“ Den Vorschlag nahmen wir dankend an.
Thaís führte uns zu der exzellenten Strandbar Pipica am Itauna-Strand, in deren Hof mehrere Plastiktische und –stühle aufgestellt waren.  Mandelbäume mit weiten Kronen spendeten großzügig Schatten und so war der Innenhof durch die Meerbrise sogar angenehm kühl. Wir bestellten einmal quer durch die Speisekarte alles was mit Meer zu tun hatte: Garnelenpastete, Krebsfleisch, Muscheln und eine Moqueca (Fischeintopf), dazu Bier und Caipirinha.


Küche und Kellner waren eindeutig überfordert mit der Masse der Strandtouristen, die zum Mittagessen in die Bar strömten, so zog sich unser Aufenthalt über zwei Stunden hin. Aber wir wurden mit einem absolut hervorragenden Mahl entschädigt. Außerdem hatten wir ja Zeit. Frisch gestärkt überquerten wir die Straße, um noch eine halbe Stunde am Meer zu verbringen. Leda und Carol warfen sich sogar in die Wellen. Der Strand war aber auch wirklich schön, mit seinem weißen Sand und dem klaren Wasser.


Doch um 16.00h mussten wir uns in Richtung Stadion aufmachen. Thaís erklärte uns noch den Weg, denn sie zog es vor am Strand zu bleiben, statt 22 schwitzende Männer durch die 40 Grad Hitze rennen zu sehen. Das schreckte uns aber nicht ab.


Saquarema ist mit seinen 75.000 Einwohner nicht gerade groß und so fanden wir das Stadion schnell. Man sah ihm zwar an, dass es schon älteren Semesters ist, aber der Verein ist ersichtlich bemüht, um eine gute Instandhaltung. Die für einen Provinzklub durchaus stattlichen Tribünen erstrahlten alle frisch gestrichen. Der Rasen war um einiges besser als in Caracas am Mittwoch.


Der Verein Barreira wurde 2004 von einer Gruppe von Unternehmern übernommen, die den Klub in Boavista umbenannten. Seitdem versuchen sie in dem gemütlichen Strandort ihr Geld mit der Ausbildung und dem Verkauf von Spielern zu verdienen. Dementsprechend gut sind die Sportanlagen.
Aber man sieht auch, dass es sich um einen traditionellen Verein der Region handelt, denn die Haupttribüne füllte sich beachtlich. Sogar einen Fanklub „Fúria” gibt es, der 90 Minuten um Stimmung bemüht war. Nach einer zweifelhaften Entscheidung des Linienrichters erklärten sie ihm die sexuellen Vorzüge seiner Frau.


Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt, denn ein einziger gelungener Spielzug in der ersten Halbzeit führte zum Siegtor für die Heimmannschaft. Olaria hat einfach keinen Sturm und kommt so auch trotz Feldüberlegenheit nicht zu Toren. Der Verein aus Rios Norden ist für mich Abstiegskandidat Nummer 1. Boavista entgegen verwaltete den Vorsprung kräftesparend in der Hitze und hat jetzt sogar noch Chancen auf das Halbfinale in zwei Wochen.


Nach dem Spielende erklärte uns ein freundlicher Polizist, dass die Stadionstraße ein alternativer Weg nach Rio zurück ist, mit dem man die Maut umgeht. So machten wir uns auf den Rückweg durch eine Gebirgslandschaft, die in der untergehenden Sonne an Caspar David Friedrich erinnerte. Etwa zwei Stunden später waren wir zurück in der „Cidade Maravilhosa“ mit ihren letzten Karnevalsumzügen und den Verkehrsstaus. 


Donnerstag, 14. Februar 2013

Caracas – Fluminense, 0:1



Man sagt in Brasilien, dass das Jahr an Aschermittwoch beginnt. Zumindest für Brasiliens Libertadores-Teilnehmer ist das wahr, denn während die großen Klubs B-Mannschaften in die Staatsmeisterschaften schicken, wird der Kontinentalwettbewerb ernst genommen. Rio de Janeiros Vertreter Fluminense bestritt gestern sein Auftaktspiel gegen Caracas aus Venezuela.
Der Libertadores-Pokal ist der große Traum der Fluminense-Gemeinde, so sehr, dass der Trophäe ein (bisher leerer) Platz im Vereinsmuseum gewidmet ist. 2008 war man diesem Traum ganz nah, denn die Spieler mit den dreifarbigen Trikots konnten sich bis ins Finale kämpfen. Dort unterlag man jedoch LDU aus Quito (Ecuador).


Aus meiner Sicht ist der Libertadores-Pokal eines der schönsten Fußballturniere der Welt. Es treffen leidenschaftliche Teams, unter ganz unterschiedlichen Voraussetzungen aufeinander. Gerade Mannschaften aus Bolivien und Venezuela gelten meist als krasse Außenseiter, während die Klubs aus Argentinien und Brasilien den Wettbewerb dominieren. Aber die großen Klubs leiden oft unter den extremen Bedingungen der Plätze der Außenseiter. So ist ein großer Vorteil für alle Vereine in Städten in den Anden, dass die Brasilianer unter der Höhenluft leiden.
In vielen dieser Länder gibt es noch die alten, furchterregenden Stadien, in denen fünf Meter hohe Zäune eine Blut lechzende Masse vom Torwart der Auswärtsmannschaft trennen. Um die Copa Libertadores zu gewinnen muss man nicht nur gut Fußball spielen können, sondern auch Kampfgeist und Mut zeigen.


Ich beschloss das Spiel im altehrwürdigen Vereinssitz von Fluminense im Nachbarviertel Laranjeiras zu verfolgen. Dort wurde auf einem Hartplatz eine Großbildleinwand errichtet. Der Eintritt betrug gesalzene R$30 (€11). Mit mir verfolgten etwa 200 Tricolores das kampfbetonte Spiel. Der Platz des Stadions in Caracas kann nur als Acker bezeichnet werden. Manchmal versprang der Ball an einem Maulwurfshügel und das andere Mal blieb er einfach in einem Loch liegen. Ein technisch anspruchsvolles Spiel war da nicht möglich.


Fluminense versuchte das Beste aus der Situation zu machen und griff so gut es ging an und in der 31. Minute gelang dem Goalgetter Fred das 1:0. Ein abgefälschter Schuss fiel zufällig im Strafraum vor seine Füße und er zögerte nicht zu verwandeln. Danach verwaltete Fluminense den knappen Vorsprung gegen ein in allen Belangen unterlegenes Team aus der venezolanischen Hauptstadt. Die letzten 10 Minuten bestanden eigentlich nur noch aus den typischen Zeitschindereien, bei denen die Spieler mehr diskutieren, als gegen den Ball treten. Ein typischer Libertadores-Fight!
Die Mittwochs-Spiele beginnen meist erst um 22.00h, was eindeutig zu spät ist. Gleich nach Abpfiff eilen die Fans nach Hause, schließlich müssen sie ja am nächsten Tag arbeiten. Wenigstens habe ich nicht weit bis nach Hause. Für Fluminense war es ein erfolgreiches Neujahr!


Mittwoch, 13. Februar 2013

Karneval in Rio IV

Meine Kollegin Leda Costa war im Sambadrom vor Ort und hat freundlicherweise ein paar Fotos von der Unidos da Tijuca geschossen. Vielen Dank auch ihr für die Genehmigung. Es folgen ein paar Eindrücke von den Tribünen.





Dienstag, 12. Februar 2013

Karneval in Rio III

Mein Nachbar Gabriele Marvasi war beim Karnevalsblock "Loucura Suburbana - Vorort Wahnsinn" der psychatrischen Klinik in Engenho de Dentro. Hier seine Eindrücke. Ich danke für die freundliche Genehmigung.






Montag, 11. Februar 2013

Karneval in Rio II

Das diesjährige Thema des Karnevalumzugs der Sambaschule "Unidos da Tijuca" war "Deutschland". Somit zogen zu Sambaklängen germanische Helden, die Bremer Stadtmusikanten und ein Bierwagen durch das Sambadrom. Inszeniert wurde das Ganze vom "Magier" Paulo Barros.